Cat’s Eye (Season 1) – 1983
Original vom 06.11.2020
Gegenstand dieses Reviews ist die Serie „Cat’s Eye“ von 1983. Sie basiert auf der gleichnamigen Mangaserie von Tsukasa Hojo, der auch für die Serie „City Hunter“ verantwortlich ist, die einigen durch ihre Ausstrahlung auf MTV bekannt sein dürfte. Cat’s Eye spielt im gleichen fiktiven Universum und erfreut sich in Japan großer Beliebtheit. Sie lief kurzzeitig 1995 im deutschen Fernsehen unter dem selten dämlichen Namen „Das Supertrio“. Die Serie hat zwei Staffeln zu jeweils 36 und 37 Episoden. Als Grundlage dient mir die erste Hälfte Von Staffel 1. Aus Zeitgründen und besserer Lesbarkeit habe ich mich entschieden das Review zu splitten.

Rui, Hitomi und das Fliewatüüt
Die Serie handelt von den drei Kisugi-Schwestern, die nachts als Gaunertrio „Katzenauge“ Jagd auf Kunstschätze machen. Der Hintergrund: Ihr deutscher Vater, Michael Heinz, war ein künstlerisches Wunderkind und Kunstsammler in Nazideutschland. Aus mysteriösen Gründen musste er untertauchen, und durch das Zusammentragen seiner Kollektion versuchen die Schwestern ihn aus seinem Versteck zu locken. Dabei herrscht zwischen Rui, Hitomi und Ai Arbeitsteilung. Rui plant, Hitomi führt aus und Ai fährt das Fluchtfahrzeug.

Katzenauge besitzt quasi als Front tagsüber das Cafe „Cat’s Eye“ (!), welches sich rein zufällig gegenüber der Polizeistation befindet (!). Der töffelige Detective Toshi schaut dort jeden Tag vorbei, um seiner Freundin Hitomi jegliche Ermittlungsdetails preiszugeben, was dazu führt, das Katzenauge der Polizei immer einen Schritt voraus ist. Sehr zum Missfallen von Toshis jähzornigem, aber nicht minder töffeligen Vorgesetzten, der nur „Chief“ genannt wird.

Ohnehin wird die Polizeibehörde als Ganzes sehr unschmeichelhaft dargestellt und erinnert an Figuren aus der Bill Cosby Show, die sich mit stumpfen Slapstick-Einlagen gegenseitig übertrumpfen. Wie bei Tom und Jerry, wo die Katze auch stets erfolglos der Maus nachstellt, tritt die Polizei dauernd in Fettnäpfchen oder Katzenauge ist einfach zu schlau für sie. Toshi kennt Hitomis geheime Identität nicht – Aufhänger für sich stets episodisch wiederholende, einschläfernde Superhelden-Subplots, in denen – Oh Graus – das dunkle Geheimnis der drei Rächerinnen enthüllt werden könnte.

Der Balanceakt der Serie zwischen seichtem Humor und knallharter Thriller-Ästhetik zieht sich dabei über weite Strecken der Episoden. Die Qualität des Humors ist dabei stets auf dem Niveau einer, ja, sagen wir mal Grundschultoilettenschmiererei. In allen Fällen wird versucht, den Zuschauer um ein paar billige Lacher zu erpressen. Andere Plotpoints der Serie sind dagegen im besten Fall unfreiwillig komisch oder im schlimmsten Fall absolutes cringe-Material.

Die wachsende Beziehung zwischen Hitomi und Toshi ist daneben auch Bestandteil vieler Folgen. Wer jetzt aber mit knisternder Romantik rechnet, wird sich verzetteln, denn diese Inhalte gehören zu den nervtötendsten Bestandteilen der Serie, da Toshi wohl über die Pubertät nicht hinausgekommen zu sein scheint und man ihn als typischen Klischee-„Perversling“ japanischer Unterhaltung charakterisieren kann.

Als weiteren Minuspunkt des episodischen (und damit immer wiederkehrenden) Teils der Serie müssen noch die Actionszenen erwähnt werden. Im Laufe der Story beschleicht mich der Gedanke, dass ein kleiner, japanischer Michael Bay seine Finger im Spiel hatte. Meine „willing suspension of disbelief“ muss teilweise aussetzen, wenn eine fliegende Cessna an einen LKW-Trailer andockt. Bei voller Fahrt. Oder wenn Verbrecher ihren Fluchtwagen während einer Verfolgungsjagd umlackieren. Das Springen mit einem Crossmotorrad vor einen fahrenden Zug gehört noch zu den glaubwürdigeren Szenen. Insgesamt alles Over-The-Top wie zu den besten Roger-Moore Bondzeiten.

Die Serie hat jedoch, man mag es kaum glauben, seine Vorzüge. Wird die Haupthandlung um den Mystery-Plot bemüht, zeigt die Serie ihren Noir-Charakter in aller Eindringlichkeit. Schiessereien wirken John-Woo-ähnlich choreografiert. Verbrecher sind eiskalte Killer ohne Humor, die wie in einem Spaghetti-Western ihre Widersacher kurz und knapp „aus der Hüfte“ wegknallen. Das passt so gar nicht zum Spandex-Superhelden-Überbau der Serie, sieht aber durchaus cool aus.

„Bei einer weiteren (recht makabren) Szene spielt sich vor dem inneren Auge die finale Szene von „Indiana Jones“ ab, als die Bundeslade geöffnet wird und die Nazigauner durch Gottes Hand vernichtet werden – In Cat’s Eye radieren zwei Marienbilder die Bösewichte durch Gasvergiftung aus.

Auch die Hintergrundgeschichte um den verschollenen Vater weiß an sich zu gefallen. Nach einem Drittel der Folgen wird die Serie stellenweise düster. Es kommt heraus, dass Michael Heinz sich in Form einer Art Stauffenberg-Simile als Verräter an Hitler schuldig gemacht hat und er muss nun vor rachsüchtigen Neonazis Schutz suchen.

Ein weiteres Highlight sind die interessanten Nebencharaktere. Da wäre zum Beispiel der heimliche Gönner von Katzenauge, Nagaishi. Dieser kann alles besorgen: Lastwagen, Helikopter, schweres Kriegsgerät… So in etwa wie Lucius Fox für Bruce Wayne. Der Charakter wirkt, als ob er viel Gewicht hat, auch wenn „Cat’s Eye“ insgesamt weniger ein Nolan-Batman als Joel Schumachers „Batman & Robin“ ist.

Der zweite interessante Charakter ist die „Kommissarin“ Asatani, die vom Polizeihauptquartier geschickt wird, um der Posse um Detective Toshi ein Ende zu bereiten. Sind Toshi und sein Chef gleich Otto und Benjamin Blümchen, so ist Asatani in etwa wie Karla Kolumna. Eine Stimme der Vernunft in einer durchgedrehten, anarchischen Clownswelt. Nur sie verdächtigt sofort die drei Cafebetreiber und besitzt nahezu unfehlbare Spinnensinne bei der Verbrecherjagd.

Soviel erstmal zum ersten Teil des Reviews. Was sich noch alles sagen lässt, erfahrt ihr im zweiten Teil. Und dazu auch mein letztendlicher Gesamteindruck.
Teil 2
Willkommen zum zweiten Teil des Cat’s Eye Reviews. Es hat etwas länger gedauert, aber letztlich war das Schauen der Serie immens unspannend, sogar so extrem, dass ich nicht alle Folgen gesehen habe. Hier werde ich kurz die (wenigen) Höhepunkte zusammenfassen und letztlich bewerten.

Der Humoranspruch der Serie verbesserte sich dramatisch. Durchaus waren einige Szenen zwischen Toshi und dem Chief ganz witzig. Demgegenüber lernt der „Chief“ seine Ermittlungsmethoden immernoch aus Fernsehserien und muss jetzt zusätzlich noch Medikamente gegen seine cholerischen Ausraster snacken.

Auch der romantische Aspekt ist etwas erträglicher gestaltet, aber immer noch unerträglich. Die Serie deutet ein Verhältnis zwischen Rui und Nagaishi an, die man oft in pompösen Locations Speisen sieht.

Der Bösewicht Roxas wirkt wie eine krude Mischung aus Hugo Drax und Mr. Freeze. In Größenwahnsinn und Psychopathie steht er seinen großen Vorbildern in nichts nach. So besitzt er nicht nur einen fetischartigen Thronraum in seiner Öltankerbasis, sondern versucht auch Rui einzufrieren, um ihr Aussehen ewig zu bewahren.

Ein anderer Bösewicht, von Beruf Sportschütze, ist dagegen bloß seltsam. Gleich einem Hinterwäldler der Südstaaten bewacht er sein Museum, das einem Mausoleum auf einem Friedhof ähnelt, mit äußerster Brutalität und erschiesst jeden, der versucht sich zu nähern. Außerdem frisst er die ganze Zeit rohe Wurst. Sehr schräg.

Die Serie schafft es letztlich nicht, einen seriöseren Ton anzuschlagen, sondern verliert sich weiterhin im ewigen Versteck- und Katz-und-Maus-Spiel der Hauptcharaktere. Auf die Dauer ist das kaum auszuhalten und trotz des ansprechenden Zeichenstils ist das Anschauen der Serie eher zähe Malocherei als Vergnügen.

Man will mehr über die spannenden Hintergründe der Serie erfahren, aber auch nach etwa 2-3 Storyarc-Folgen am Ende ist man nicht schlauer. Man bekommt lediglich den Tipp das Michael Heinz in Europa weilt – und bumms! Die Staffel ist zu Ende (Ich habe kurz durchgeskippt). Bleibt wohl nur zu hoffen, dass die zweite Staffel das etwas besser macht.

Eine Serie mit anfangs leicht peinlichen Humoreinlagen. Zähes Katz-und-Maus Spiel der Polizei trifft auf Spandex-Superheldenkino. Man vergleiche hierzu den tausendsten Teil von Police Academy, verquickt mit einer nicht-existenten 70er-Jahre Batman-Trilogie mit Roger Moore in der Hauptrolle. Spannender Mystery-Plot wird nur selten aufgegriffen, zugunsten von überdramatischer Action. Die Serie ist definitiv Style-Over-Substance, doch letztlich kann auch der für 1983 beeindruckende Stil die Serie nicht retten.
2 von 5 Punkten (+1 für den Stil, +1 für den Mystery-Plot)