Blood+ – 2005
Original vom 02.05.2021
Willkommen zum Review von „Blood+“, dass ich euch ja aufgrund des Votings versprochen hatte. Ich hatte bereits erwähnt, dass ich die Serie zum Release gesehen hatte und dann nicht nochmal, d.h. es ist schon 16 Jahre her! Entsprechend beschlichen mich beim Schauen zwiespältige Gefühle. Zum einen kann ich mich bewußt nur an einige Eckpunkte der Story und Charaktere erinnern, daher hatte ich ein komisches Nostalgiegefühl und ein paar Deja-Vus bei den ersten Folgen. Zum anderen konnte ich auch ein bisschen so tun, als ob ich etwas sehe, das ich noch nicht kenne. So weit, so gut.

Als Opener muss ich noch ein Lob für die Qualität loswerden. Mir liegt das Blu-Ray Release vor (dessen Erscheinung erst ein paar Monate zurückliegt) und ich muss sagen: Es lohnt sich. Das Bild ist schön klar und sauber, was sich auch in den Screenshots niederschlägt. Leider ist aber das Bild nach wie vor 4:3 und nicht breitbildformatig. Schade.
Auf der anderen Seite auch noch erwähnenswert: Für den sehr guten Soundtrack ist Mark Mancina verantwortlich. Er ist Schüler von Hans Zimmer bei Zimmers Produktionsfirma „Remote Control Productions“ (ehemals Media Ventures). Zur Verdeutlichung könnt ihr hier mal in das Titelthema des Hollywood-Blockbusters „Speed“ reinhören, welches auch von Mancina ist und stilistisch etwas dem OST von Blood+ ähnelt. Speed wird euch sicherlich etwas sagen…
Steigen wir mal in die Story ein: Saya Otonashi ist augenscheinlich ein ganz normales Mädchen, dass bei ihrer Patchworkfamilie um ihren Ziehvater George, und dessen Adoptivsöhne Kai und Riku auf Okinawa lebt. Sie hat einen Filmriss und Erinnerungslücken, die nur langsam im Laufe der Zeit gefüllt werden.


Grund dafür ist Sayas Begegnung mit den Chiroptera, erbärmliche, hässliche, mutierte Fledermäuse, die obendrein auch Blutsauger sind.

Die Gründe, warum nur Saya Chiroptera bezwingen kann, bleiben vorerst geheim. Im Kampf steht ihr dabei ihr langhaariger „Chevalier“ Haji zur Seite. Was im Endeffekt bedeutet, dass sie eine Beziehung haben, wie Miss Sophie und ihr Butler James in „Dinner For One“, bloß mit angedeuteter sexueller Konnotation.

Mit dabei ist auch der mega witzlose Agent David, der Saya anfänglich in die Obhut von George gebracht hat. Er ist der „No-Games“-Saubermann der Geheimorganisation RED SHIELD, welche die Vernichtung der abartigen Monstren vorantreibt.


Als Gegenpart fungiert der Franzose Van Argiano, der auf Geheiß einer dunklen, nicht näher benannten Verschwörergruppe Gen-Experimente der amerikanischen Besatzungsmacht auf Okinawa überwacht. Und er ist ständig unterzuckert.

Da die Serie recht langsames Tempo hat, verbraucht sie die Sendezeit der ersten Folgen mit der Darstellung des Settings und der Charakterisierung der Hauptpersonen. Mir gefällt das Feeling aber bisher ganz gut, auch wenn die Folgen ein Slow-Burner sind…

Teil 2
So, nun endlich der zweite Teil des Blood+ Reviews, der eigentlich schon 4 Wochen halbfertig in einer Schublade vergammelt ist. Aber wie es oft so ist kommen einem andere Sachen dazwischen. Nachdem nun in den ersten paar Folgen das Setting und die Charaktere eingeführt wurden, soll es mit der Story so richtig losgehen. Wie wir sehen werden, sollten sich aber noch die Freudensprünge in Grenzen halten. Die Story dümpelt in einem Schneckentempo dahin, dass man immer wieder sich dabei ertappen kann, kurz eingeschlafen zu sein. Saya und ihr Team von Red Shield verfolgen die Spur der Chiroptera nach Vietnam, wo Saya nun eine Undercovermission im Mädcheninternat Lycee des Cinq Fleches vor sich hat. Was sich spannend anhört, wird aber ständig durch die Einführung nutzloser Nebenhandlungen aufgebrochen, deren Charaktere ohnehin sterben, oder sonstwie von der Bildfläche verschwinden. Rein prinzipiell kann man aus allen Episoden bis Nr. 12 bloß die Charakterzeichnung der Bösewichtsfraktion „Cinq Fleches“ mitnehmen, was wohl auch Intention der Macher war.

Da wäre zum einen der Direktor der Schule, Karl Fei-Ong, der schon ohne sein Alter Ego als trauriger, pervers-romantischer Alptraum der Nacht wie eine bloße Karikatur wirkt. Die Intention scheint hier gewesen zu sein, einen besonders gefährlichen, gruseligen Charakter (aus der Sicht junger Teenies) zu entwerfen. In der Praxis stellen sich aber nicht sämtliche Nackenhaare auf, sondern werden sich alle Fußnägel um 360 Grad verdrehen. So klischeehaft und schlecht ist der Charakter.

Man will sich die Hände aus Scham vor den Kopf schlagen, wenn Karl, ähnlich einer Mischung aus Vogelscheuche und Phantom der Oper des Nachts über dem Kirchturm des Mädcheninternats kreist und auf der Suche nach herumirrendem Frischfleisch ist.

Was Karls eigentliche Aufgabe im Rahmen seiner Position als „Chevalier“ im Dienste von Cinq Fleches ist, erfahren wir nebenbei: Es handelt sich um die Bewachung eines Müllcontainers, aus dem seltsamen Laute zu vernehmen sind. Hat Karl hier die ganzen Mädchen für später eingepfercht, die er über die letzten 500 Jahre als missverstandenes einsames Herz gesammelt hat?


Was läuft sonst noch? Ein einsamer Reporter namens Okamura stößt auf das Vermächtnis seines Vaters aus dem Vietnamkrieg. Aufnahmen von Sayas Amokläufen, als sie ihre „Tage“ hatte, und nun ständig an diese durch grässliche Visionen erinnert wird. Okamura wird nun diese Fährte nicht mehr loslassen, bis er das Geheimnis gelüftet hat, und sich dabei , wie wir sehen werden, in erhebliche Gefahr begeben.


Ein gewisser Solomon Goldsmith wird als CEO von Cinq Fleches eingeführt, und damit als Vorgesetzter von Van Argiano und Karl Fei Ong. Obwohl auf den ersten Blick jüdischer Bankierssohn im Auftrag der Wallstreet, ist er mit immensem Charme ausgestattet, und lässt es sich nicht nehmen auf dem Abtanzball des Internats alle alt aussehen zu lassen. Der Charakter ist allerdings weit vielschichtiger als das.

Wie sollte es anders sein, geht die erste Häfte von Season 1 mit einem standesgemäßen Blutbad zu Ende. Die Detour nach Vietnam endet mit einem verstörenden Angriff von infizierten Kindersoldaten als Chiroptera, die sich beißend und klauend in bester Predator-Manier durch das gesamte Red-Shield Platoon wuseln. Die überbordene Brutalität passt dabei nicht zu der anonsten unfreiwillig komödiantischen Einlage im Internat. Sehr seltsam. Und zum Schluss sieht man noch die wahre Form der Chevaliers, da Karl Fei Ong nicht mehr richtig an sich halten kann…

Das Review wurde (noch) nicht abgeschlossen.