Mila Superstar (Attack No. 1) – 1969

Original vom 31.10.2020

Über die letzten paar Wochen habe ich diese Serie gesehen, auch um zu eruieren, inwieweit der Zahn der Zeit am Material gearbeitet hat. Die Rede ist von „Attack No.1“ oder besser in Deutschland als „Mila Superstar“ bekannt. Die Original-Serie ist von 1969 (!) und lief Anfang der 90er im deutschen Fernsehen. Die Protagonistin, die die beste Volleyballspielerin der Welt werden will, heisst im Original Kozue und nicht Mila. Dies ist aber so ziemlich der einzige Unterschied.

Das Alter der Serie fiel mir früher nicht auf, dafür umso mehr die sich stets steigernden masochistischen Quälereien, denen sich Kozue aussetzt, hatte ich noch als Erwachsener im Kopf. So hatte ich mir viel von einem Wiedersehen versprochen, hoffte das Drama würde mich wieder mitreissen…

Jedoch schon die erste Folge konfrontiert mich mit dem ersten großen Problem der Serie. Gesellschaftlich macht man im wahrsten Sinne des Wortes eine Reise in ein anderes Zeitalter.

Kozue befreundet sich zu allererst mit den Badgirls ihrer Schule an. Das Badgirl sein zeichnet sich Anfang der 70er anscheinend dadurch aus, blau zu machen und mit dem Transistorradio zu Beatmusik zu tanzen. Wie frech! Heute holt das nicht mal mehr den konservativsten Schulmeister aus dem Kabuff.

Tanzen. Teufelswerk! Gegenkultur der 60er…

Die Animationsqualität ist allerdings sehr gut für die 50 Jahre die es auf dem Buckel hat. Hintergründe sind schön und nur selten hat mal ein Animator Mumpitz getrieben.

Trainer Hongo steckt sich abends gern eine an. Relikt der 70er Nummero 2.


Aber zurück zum Inhalt. Trainer der neuen Volleyballmannschaft um Kozue ist Herr Hongo. Als erwachsener Hauptdarsteller schwankt er zwischen bösem Genie und gnadenlosem Schleifer. Irgendwie als allwissender Machoman konzipiert, setzt er den erst zwölfjährigen Mädchen mächtig zu. Man vergleiche hierzu James Bond in J.B. jagt Dr. No. Heutzutage würde man ihn wahrscheinlich beträchtlich zensieren.

Pausen sind untersagt. Preussischer als die Preussen: Herr Hongo.

In Hongos Abwesenheit obliegt es Kozue, dessen Job zu erledigen. Das macht sie erstaunlich gut. Und ist auch durchaus vielschichtiger Charakter, der die wichtigen Probleme ihrer Mannschaft zu lösen weiß. Jedoch liegt hier Problem Nummer Zwei. Keine Folge vergeht, ohne dass hanebüchene Teenieprobleme nebenbei gelöst werden müssen. Diese werden auch gnadenlos für Forced-Drama ausgeschlachtet. Die Serie glänzt, wenn es um Volleyball geht. Anonsten darf man auch gern einnicken.

Zu Befehl, Seargeant.

Und es stimmt. Die masochistischen Quälereien haben nichts von ihrer Dramatik eingebüßt. Gewaltmärsche endlose Treppen hinauf, am Strand oder Ententanz auf dem Sportplatz. Alles für den Sieg!

Fragwürdige Trainingsmethoden für 12jährige. Hüpferei auf dem Aschenplatz.

Hongo, Kozue, ihre Wiedersacherin um den Titel des Mannschaftskaptäns. Wen gibt es noch? Achja, Kozues Love-Interest Tsutomu, dessen Aufgabe hauptsächlich darin besteht Kozue im Weg zu stehen und unnötig Schmerzen zu bereiten. Er ist bei der Schülerzeitung und steckt ungefragt überall seine Nase rein. Nach ein paar Folgen wird er dafür ordentlich verprügelt. Eine unglaublich zufriedenstellende Szene.

Gerissenes Arschloch: Tsutomu und seine neue Flamme.


Die Highlights: Turniere der Volleyballmannschaft. Generell ist unvorhersehbar was passiert. Bricht sich jemand die Beine? Fällt Kozue noch schnell ein Trick ein um zu gewinnen? Alles könnte passieren. Starke Seite der Serie.

Im Notfall mit allen Wassern gewaschen. Kozue in Denkerpose.

Zusammenfassend: Gutes Sportdrama, wenn es sich auf Sport konzentriert. Wirkt oft unfreiwillig komisch oder gar bizarr durch das hohe Alter. Nervige Teenieprobleme oder Arcs. Kann durch seine Alterserscheinungen witzig sein, wenn man es nicht allein schaut und einen 6er-Träger Bier dabei hat.

2 von 5 Sternen.

H.P. 2020

Armer Irrer: Hongo hält die Girls klein.

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